1:35 of Balaton Modell
Ab 1962 wurde im Charkowski Traktorny Sawod (kurz: ChTs) der Kettentraktor T-74 in knapp 22 Jahren Bauzeit und in einer Stückzahl von etwa 880.000 Einheiten als Nachfolger des sehr ähnlichen Vorgängermodels DT-54 (ab 1949) produziert. Die Fertigung begann bereits 1959 im Charkower Traktorenwerk mit der Produktion eines neuen Kettenschleppers (Bezeichnung T-75) welcher sich äußerlich kaum vom Vorgängermodell unterschied, jedoch einen neuen Motor mit 75PS Leistung erhielt. Bis 1962 liefen hiervon 45.800 T-75 Traktoren vom Band, bis die Produktion dann zugunsten der Fertigung des T-74 eingestellt wurde.
Auch der T-74 Traktor wurde dann von einem 75PS 4-Zylinder-Dieselmotor mit 6330cm³ angetrieben, welcher jedoch mit einem 1-Zylinder Ottomotor angelassen wurde. Um diesen zu starten, war ein elektrischer Anlasser verbaut. Das handgeschaltete Sechsganggetriebe verfügte über einen Rückwärts- und Kriechgang, teilweise kamen auch Neunganggetriebe zur Verwendung.
Im Laufe der Produktionsgeschichte entstanden verschiedene Modellvarianten des Traktors, die sich hauptsächlich in ihrem Hydrauliksystem unterschieden. Auch gab es für unterschiedliche Aufgabengebiete auch verschiedene Ausstattungsvarianten, wie beispielsweise die der Planierraupe mit hydraulisch anhebbar/absenkbarem Planierschild.
Im Novemer 1983 begann in Charkov die Produktion des Nachfolgermodells T150, der mit Gleisketten ausgestatteten Version des T150K. Dem zu Folge wurde die Produktion des T74 nach über 880.700 Traktoren (die knapp 46.000 Einheiten T-75 nicht eingerechnet) eingestellt.
Der Ungarische Kleinserienhersteller Balaton Modell bietet eine wunderschöne Replik dieses legendären Raupenschleppers im Maßstab 1/35 an. Gefertigt aus weißen Resinteilen, deren Master aus dem 3D-Druck stammt, dazu einige Fotoätzteile und eine klare Fensterfolie lassen ein sehr schönes Modell entstehen. Die Teile weisen eine gute Qualität mit nur kleinen Angüssen und wenig Grat auf (Ausnahme: Kettenglieder). Die Bauanleitung auf 2 DIN-A4 Seiten lässt keine Fragen zum Bau aufkommen, so dass hier ein wunderschönes Modell entstehen kann.
Ergänzt wird das Modell ausschließlich um die Hydraulikleitungen des Planierschilds, sowie einiger Leitungen am Motor und an den Scheinwerfern. Mehr ist nicht notwendig.
Nachdem alle Bauteile von ihren Angüssen getrennt und versäubert sind, wird im ersten Schritt der Rahmen der Planierraupe samt Querträger zusammengesetzt. Die Boogies mit den Laufrollen vormontiert und diese am Rahmen angebracht, sowie Antriebs- und Spannrad montiert. Weitere Kleinteile hieran folgen, bevor dann die Kette montiert werden kann. Diese liegt als Einzelgliederkette bei, deren Glieder zunächst versäubert, ineinander gesteckt und verklebt, dann die Kette aufgezogen werden muss. Einfacher geht es hier, diese Stückweise zusammen zu kleben und diese Segmente dann in Form gebracht am Fahrwerk anzubringen.
Der größte Teil des Motors liegt bereits in einem Stück vor. Dieser ist hervorragend gestaltet und mit vielen kleinen Details versehen. Einige wenige Resinteile müssen hier noch montiert werden, ebenso einige Fotoätzteile. Der Keilriemen ist aus Plastiksheet - oder aus dünnem Draht zu ergänzen. Die Antriebswelle vom Motor zum hinteren Getriebe wird bereits am Motor angebracht, der Motor selbst bleibt zur einfacheren Lackierung jedoch separat. Tank und weitere Kleinteile am Rahmen werden nun ebenfalls montiert. Der Motor erhält dann noch einige Leitungen, die aus Draht unterschiedlichster Stärke angebracht und verlegt werden. Somit erhält der Motor noch etwas mehr Realismus, von dem später dank der geöffneten Motorabdeckungen auch einiges sichtbar bleiben wird.
Der Kühlergrill wird mit einigen Fotoätzteilen ergänzt, dann die obere Motorabdeckung am Kühlergrill verklebt, hieran bereits jetzt Auspuffanlage und weitere Kleinteile angebracht. Zur einfacheren Lackierung bleibt auch diese Baugruppe erstmals separat. Später werden dann die seitlichen Motorabdeckungen geöffnet bleiben, um einen Einblick in den schön detaillierten Motor zu erhalten. Das Führerhaus des T-74 wird in einzelnen Segmenten aus Resin- und Fotoätzteilen montiert - Bodengruppe mit Sitz und Steuereinheiten, Vorderwand mit Anbauteilen und Kabine selbst mit Rückwand, Kraftstofftank und Seitenwänden. Die Türen folgen später, ebenso die Verglasung der Fenster und die Scheinwerfer.
Im ersten Schritt der Lackierung werden sämtliche Baugruppen zunächst in Rostrot grundiert, bevor diese dann mit Wasser bestrichen und mit Salz bestreut werden. Ist das Salz vollständig getrocknet, folgt am Planierschild, sowie am Kettenlaufwerk eine partielle Lackierung mit Eisenfarbe, bevor dann erneut hierüber Wasser und Salz aufgebracht werden. Auch dies muss nun vollständig trocknen, bevor dann ein helles Grau (Lifecolor LFC-023) nicht vollständig deckend auflackiert wird. Nach dem Trocknen wird das Salz mit einem Borstenpinsel, einem Zahnstocher und Wasser wieder abgekratzt, so dass die darunter liegenden Farbschichten wieder hervortreten und so relativ realistische Lackschäden darstellt. Ein erster Schritt zur Lackierung des viel benutzten Fahrzeugs ist vollbracht ... es folgt nun die Detailbemalung.
Nachdem die eigentliche Grundlackierung aufgebracht ist, folgen mehrere Ölfarbenwashings. Das Kettenfahrwerk erhält hier mehrere Durchgänge mit dunklen Farben (Rostbraun, Dunkelbraun, Schwarz) wohingegen der Aufbau selbst nur ein schwarzes und punktuell ein rostbraunes Washing erhält. Anschließend wird das Fahrwerk sowie der gesamte untere Fahrzeugbereich mit verschiedenen, dunkelbraunen PIgmenten bedeckt, welche mit Verdünnung dauerhaft fixiert werden. Analog wird auch das Planierschild behandelt.
Sind die PIgmente getrocknet, werden die einzelnen Baugruppen zusammengesetzt, die Fensterfolie zugeschnitten und mit Holzleim eingeklebt. Nach kompletter Montage werden die Leitungen für die Hydraulik des Planierschilds, sowie einige letzten Kleinteile montiert, bevor dann nochmals mit Pigmenten und Ölfarben letzte Akzente gesetzt werden. Ausgelaufenes Öl und Fett wird mit Tamiya Smoke dargestellt, blankes Metall mit einem Graphitstift und eisenfarbenen Pigmenten, welche mit dem Finger bspw. auf Kanten oder den Kettengliedern aufgetragen werden.
Auf Basis eines weißen, hölzernen Malgrunds entsteht eine kleine Vignette als Basis für die Planierraupe. Der Untergrund wird zunächst mit Holzspachtel vormodelliert, die Kettenspuren eingedrückt und vor dem Planierschild ein kleiner Hügel aufgetürmt. Nach dem vollständigen Trocknen des Geländes folgt zunächst eine schwarze Grundierung, worauf dann verschiedene, dunkle Brauntöne auflackiert werden. Mit Pigmenten, Washs, Steinen und Sand wird dann die endgültige "Erdoberfläche" dargestellt. Am Rand werden dann einzelne Grasbüschel aufgeklebt, bevor alles mit mattem Klarlack versiegelt und farblich noch etwas nachbehandelt wird. Der Dozer findet dann seinen Platz im Gelände, das noch einige letzte Nacharbeiten, farbliche Anpassungen und letzte Details erhält.