Von der Idee zum fertigen Diorama
Ein komplexes Diorama einer Industrieanlage, welche ins frühe 19. Jahrhundert datiert ist und aus verschiedenen Gebäuden besteht. Ein derartiges Projekt ist schon lange in Planung, es hat nur die zündende Idee, die passende Vorlage, das geeignete Ausgangsmodel bisher gefehlt. Letzteres wurde nun im Angebot des Herstellers Kibri gefunden: Es handelt sich um Gebäudemodelle, die unter verschiedenen Namen und in diversen Zusammensetzungen bereits seit längerer Zeit angeboten werden: als "Farben AG", in der "Zeche Herbrede" oder als "Fabrik aus der Gründerzeit" sind die Modelle erhältlich. Für dieses Projekt jedoch werden - vor allem für das Hauptgebäude - die Modelle komplett neu angeordnet und die Gebäude mit neuen Grundrissen, teils mit neu angefertigten Wandsegmenten aufgebaut. Alle Bauteile werden komplett nue lackiert, mit Acrylfarben bemalt, die Backsteinmauern mit Gips verfugt und weitere Teile mit Pastellkreiden gealtert und originalgetreu mit Rost versehen. Das Hauptgebäude des Komplexes besteht aus zwei Kibri-Bausätzen 39814 (Fabrik aus der Gründerzeit), wobei aus diesen nur die Wandsegmente verwendet und kombiniert werden, sowie Fensterrahmen, Türen, Anbauteile. Das Dach wird ebenso neu angefertigt, wie auch der Eingangsbereich, sowie die Details auf dem Dach.
Am Ende entstehen mehrere Gebäude, welche in einem Diorama ihren Platz finden werden. Die Industrieanlage findet dann ihren Platz, eingebettet zwischen Schienen und Wasser, sowie Unmengen an kleiner Details und Ausschmückungsgegenständen.
Originalgetreue Darstellung von Mauerwerk
Die ursprüngliche Farbe des Plastikmodells. Der Farbton geht sicherlich in Ordnung, ist aber im Vergleich zu einer originalen Backsteinmauer zu eintönig und zu dunkel. Auch fehlen sämtliche Fugen, welche zusammen mit der abwechslungsreichen Farbgebung der Mauersteine das Interessante an einem Backsteinmauerwerk ausmachen. Also Vorlage dient also ein Ausschnitt einer originalen Backsteinmauer, welche versucht wird, nachzubilden. Im ersten Schritt werden daher alle Mauersegmente grundiert. Hierzu dient eine Sprühfarbe aus der Spraydose als perfekte Grundfarbe: RAL8004 KUPFERBRAUN.
Ist die Grundierung vollständig durchgetrocknet, kommt die Grundfarbe dem gewünschten Farbton schon sehr nahe - ist aber doch noch viel zu eintönig und gleichmäßig, ja langweilig. Es müssten also weitere Farbnuancen ins Spiel gebracht werden. Folgende Farben werden nun also zum Einsatz kommen: DA064 Burnt Umber, DAO16 Burnt Orange, DA228 Bright Orange und DA404 Red Spice jeweils des Herstellers Americana. Die Farben werden mit einem Schwamm auf die Wandsegmente willkürlich aufgetupft und bringen so die gewünschten Farbunterschiede. Im Vergleich zum obigen Muster erkennt man bereits große Ähnlichkeit - wir kommen unserem gewünschten Ergebnis näher und näher! Versiegelt wird zunächst aber die bisherige Lackierung mit ultramattem Klarlack.
Was nun fehlt, sind die auffälligen Fugen zwischen den Mauersteinen. Doch wie stellt man diese am ehesten dar? Nach mehreren (fehlgeschlagenen oder nicht zufriedenstellenden Versuchen) fiel die Entscheidung schließlich auf echten Gips, den was stellt Gips und Mörtel realistischer dar, als echter Gips selbst? Verwendet wurde nun also Fertigspachtel (Fertiggips), mit Wasser soweit verdünnt, bis dieser eine milchige Konsistenz erhalten hat. Mit einem flachen Pinsel wird dies auf alle Mauerteile aufgetragen. Nach einem kurzen Antrocknen, werden die Oberflächen mit einem feinen Tuch abgerieben, so dass in den Fugen, Kanten und Vertiefungen der Gips bleibt, auf den Mauersteinen verbleibt nur ein feiner Schleier.
Weitere Detaillierung der Mauersegmente
Den Bausätzen liegen schön gestaltete Fensterrahmen bei, welche allerdings aus weißen Kunststoff gefertigt sind und so viel zu auffallend in dem alten Mauerwerk wirken. Es werden also alle Fensterteile zunächst mit Schwarz aus der Spraydose grundiert, bevor dann Dunkelbraun (Umbra gebrannt) und ein helles Beige mit dem Schwamm aufgetupft wird. Die Fensterrahmen passen nun viel besser zu einer alten Fabrik und dem Mauerwerk. Anstatt der dicken Fensterscheiben aus Kunststoff, welche dem Bausatz beiliegen, werden die Fensterscheiben allesamt aus durchsichtiger Kunststofffolie zugeschnitten und mit Holzleim aufgeklebt. Hierbei werden auch einzelne Scheiben mit Schäden dargestellt, indem Scheiben fehlen, oder zersplittert werden. Die grauen Betonsegmente (Zierelemente und Fenstersimse) werden in Hellgrau lackiert und mit beigen und dunkelgrauen Washings aus Ölfarben gealtert.
Da wir ja ein größeres Gebäude erhalten möchten, werden nun für die beiden Längsseiten des Bauwerks jeweils ursprünglich Stirnseite und die Längsseite zusammengeklebt und mittels der Betonzierleisten von der Rückseite verbunden. An den Klebestellen wird jeweils eines der hervorstehenden Mauerteile entfernt, um eine einheitliche Oberfläche zu erhalten. Zur weiteren Verstärkung werden rückseitige Kunststoffprofile eingesetzt und die Klebekante verspachtelt, dann farblich nachgearbeitet.
Im Bausatz von Kibri liegen bereits einige Lüfter, Leitern, Tanks und mehr bei, welche zur Ausschmückung der Wände genutzt werden können. Diese sind in Hellgrau oder Dunkelbraun gefertigt und müssen für ein altes Fabrikgebäude zwingend farblich überarbeitet werden. Nach einer Grundierung in dunklem Braun werden alle Bauteile mit verschiedenen Pastellkreiden und Alkohol nachbehandelt, um den Eindruck von altem Rost, starker Beanspruchung und Schmutz zu erhalten. Mit einem Schwamm und hellgrauer Grundfarbe wird dann wieder etwas der ursprünglichen Farbe aufgetupft, sowie mit Graphit blankes Metall an einzelnen Kanten und stark beanspruchten Stellen dargestellt.
Auf den nachfolgenden Bildern die ersten Kleinteile an der ersten Gebäudewand montiert. Weitere Kleinteile wie Leitungen etc. folgen noch, ebenso sämtliche Details hinter den Fenstern.
Auf den nachfolgenden Bildern ein paar Details für Später. Auf den ersten beiden Bildern sehen wir Teile für den kleinen Lüftungsanbau, welcher auf dem Dach des Hauptgebäudes platziert werden wird. Dass es sich hierbei um Kunststoffteile handelt, ist kaum mehr zu erkennen. Es werden hier noch die Fugen verstärkt, sowie die Lüftungsöffnungen farblich nachgearbeitet. Auf den weiteren Bildern sind weitere Rohrleitungen zu sehen, welche dann ebenfalls auf dem Dach platziert werden. Zunächst in Rostbraun grundiert, dann mit Pastellkreiden und Alkohol nachbehandelt, um eine rostige Optik zu erhalten. Durch die Pastellkreiden wird die Oberfläche leicht rau und vollständig matt - das Ergebnis weiß zu gefallen.
Aufbau der Gebäude
Sind die Wände weitgehend fertig gestellt (wobei an den Stirnseiten, sowie an der bisher wenig detaillierten Wand noch Details fehlen), werden die Wände zu eine, rechteckigen Hauptgebäude zusammengefügt und mit einem Winkel ausgerichtet. Hierzu werden zunächst immer nur zwei Wände zusammengesetzt, nach dem Austrocknen der Klebenaht dann das Gebäude vervollständigt. Für den Einbau des Daches werden die dem Bausatz beiliegenden Wandsegmente an der Oberkante innen eingeklebt. Die Auflagekanten, auf denen das Bausatzdach aufgeklebt werden sollte, werden jedoch entfernt und für die Montage des neuen Dachs neue Auflagen aus Angüssen platziert.
Man erkennt nun schon etwas, in welche Richtung das Gebäude gehen wird. Zwei identische Schornsteine aus dem Kesselhaus von Kibri werden zusammengesetzt. Die Sockel der Schornsteine werden zu
einem breiten Sockel zusammengebaut, die Basis aus Beton, auf der die Schornsteine dann platziert werden, umgearbeitet und an den neuen Sockelbau angepasst, verspachtelt und verschliffen. Sowohl
Sockelbau als auch Schornsteine werden analog des restlichen Gebäudes farblich behandelt.
Das Hauptgebäude erhält sein Dach aus passend zugeschnittenem Karton, welcher auf die zuvor eingesetzten Auflagen geklebt wird. Die Dachfläche wird dann mit schwarz lackierten Papierbahnen
(Teerpappe) beklebt werden, bevor dann Lüftungsgebäude, ein Wassertank aus Holz, diverse Rohrleitungen und Lüfter sowie das Firmenschild aufgesetzt werden.
Bisher hat noch der Eingang zum Fabrikgebäude gefehlt. Dieser findet seinen Platz im turmartigen Verwaltungsgebäude, welches unverändert aus dem Bauplan zusammengebaut (Ausnahme: Fensterscheiben aus klarer Folie ersetzen die dicken Bausatzteile) und analog des restlichen Gebäudes farblich behandelt werden. Das Dach des Turmes fehlt noch, auf den Bildern 6-10 ist das Verwaltungsgebäude nun am Hauptgebäude verklebt, der Anbau für die Schornsteine jedoch noch nicht. Es wird als nächstes der Anbau für die Kamine fest montiert und die Dächer beider Gebäudeteile fertig gestellt und detailliert, bevor dann die gesamten Wände noch mit einer Vielzahl an Kleinteilen, Leitungen etc. versehen werden.
Für die Dachbedeckung sollen Teerpappestreifen dargestellt werden. Hierzu wird ein einfaches Blatt Papier mit der Spraydose wolkig schwarz lackiert und zum Trocknen beiseite gelegt. Anschließend werden dünne Bahnen geschnitten, die dann überlappend aufgeklebt werden, wobei pro Reihe mindestens zwei Teilstücke zum Einsatz kommen, teils auch mehrere. Entsprechend dieser Dachdeckung werden auch die Dächer des Lüftungsgebäudes sowie des Verwaltungsturms beklebt.
Mit Pastellkreiden (Beige, Braun, Hellgrau, Dunkelgrau und Weiß) und Alkohol erfolgt dann die Alterung und Verschmutzung der Dächer, bevor dann mit diversen Leitungen, Rohren und Lüftungsanlagen das Dach weiter detailliert wird. Auch die Außenwände des Gebäudes erhalten nun weitere Kleinteile auf allen Seiten. Am Dach werden die erhöhten Pfeiler fertig gestellt, es fehlen nur noch die Abschlusskanten um das Dach herum. Auf dem Dach wird noch ein weiterer Aufbau folgen, ein großer Aufsteller aus Holz mit dem Firmennamen darauf, sowie letzte Kleinigkeiten.
Der nächste Arbeitsschritt ist nun erstmals ein Versuch. Wenn dies so klappen sollte, wie ich mir das vorstelle, erhält das Gebäude noch ein weiteres Stockwerk, welches nur von der langen Gebäudeseite vollständig, von den beiden kurzen Seiten nur anteilig sichtbar sein wird. Die Oberfläche des Untergeschoss wird eine Betonoberfläche darstellen, noch mit Toren und Fenstern ausgestaltet werden und eine erhöhte, hölzerne Laderampe erhalten. Ich bin gespannt, ob das so klappen wird - wir werden es sehen!
Zwei große Ladetore, Türen und zwei Lüftungsgitter werden leicht vertieft in der langen Wand eingeklebt, hierzu die Ausschnitte grob mit einem Messer vorbereitet. Ein weiteres Tor folgt auf der kürzeren Seitenwand. Die anderen, unteren Wandbereiche werden später dann im Diorama unter der Erde eingebettet sein. Mit Gips wird dann die Oberfläche zunächst grob verspachtelt, dann im nächsten Schritt glatt verschliffen, bevor dann die Feinarbeiten durchgeführt und Details ergänzt werden. Die begonnene Laderampe wird noch über die zweite, große Doppeltüre erweitert, ebenso auch das Dach aus Wellbechplatten. Es folgen noch diverse Kleinteile entlang der verputzten Wand, sowie auch Plakate.
Das Diorama entsteht
Hier beginnen wir nun mit den Arbeiten am Diorama, welches zu der Industrieanlage entstehen wird. Dies basiert auf einer Styrodurplatte, auf der im vorderen, linken Bereich ein kleiner Ausschnitt mit Wasser dargestellt wird. Auf der nächsten Ebene wird dann das Erdgeschoss des Gebäudes aufgesetzt, an dem eine Bahntrasse zum Beladen enden wird. Seitlich des Gebäudes befindet sich auf der einen Seite der Haupteingang, auf der anderen Seite führt die Straße entlang, auf der anderen Straßenseite folgt ein zweites Gebäude, welches über eine Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden sein wird. Im nächsten Schritt folgt auf der linken Seite der Straße die Gestaltung der Landschaft mit Gips.
Die Hafenmauer wird als nächstes Gestaltet und gewinnt dank Mauerwerk und Holzleisten, gealtert mit Pigmenten und Alkohol deutlich an Realismus. Die Geländeoberfläche wird mit Gips weiter modelliert, ebenso erhält die Straße eine Struktur, die später noch farblich nachgearbeitet wird. Zwischen Gebäude und Schienen wird die Basis für zwei große Tanks platziert, die farblich noch gealtert wird, bevor dann die rostigen Tanks platziert und mit Leitungen verbunden werden. Mit echter Erde wird dann im nächsten Schritt das Gelände rund um das Hauptgebäude weiter gestaltet. Auf der rechten Seite des Dioramas wird ein zweites Gebäude entstehen, das dann mit einer geschlossenen Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden sein wird. Ebenso werden mehrere Leitungen die beiden Gebäude verbinden.
Analog zum Hauptgebäude des Dioramas entsteht ein ähnliches, kleineres Gebäude für die rechte Seite. Lackierung, Verfugung und Alterung erfolgt auf die selbe Weise wie das Hauptgebäude. Einziger Unterschied sind helle Fensterrahmen, die das kleine Gebäude besitzt. Es folgen noch Leitungen, Lüftungen und weitere Details, auch das Dach ist noch nicht fertig gestellt. Dieses zweite Gebäude wird über einen Laufgang dann mit dem Hauptgebäude verbunden werden. Zwei große Tanks werden vor dem Hauptgebäude noch platziert, sind hier auf dem letzten Bild rostfarben grundiert, erhalten noch einen farbigen Streifen und die finale, rostige Nachbehandlung mit Pastellkreiden, sowie Leitungen zur Verbindung.
Die beiden Gebäude werden mittels eines metallenen Laufgangs verbunden. Dieser besteht aus Zwei Teilbausätzen von Kibri, welche kombiniert werden. Lackiert in Dunkelgrau, versehen mit dunkelgrünen Ornamenten und gealtert mit Pastellkreiden und Alkohol. Es werden im nächsten Schritt Rohrleitungen von Auhagen kombiniert und angepasst, dann als weitere Verbindung zwischen den Gebäuden montiert. Aus dem Ursprungsbausatz stammt der kleine Turm, welcher noch am kleineren Gebäude ergänzt wird. Auch hier erfolgt die Alterung und Patinierung analog der beiden anderen Gebäude, wobei das Dach auf den Bildern noch nicht bearbeitet wurde.
Mit Erde wird nun das Gelände um das zweite Gebäude herum modelliert, wobei die Straße selbst später noch farblich eingestaubt wird, passend zum erdfarbenen Untergrund. Ein kleiner Wassertank aus Holz und Karton, des Herstellers CCK (Carolina Craftsman Kits) wird separat zusammengebaut, findet seinen Platz dann später auf dem Dach des Hauptgebäudes. Es folgen nun Werbetafeln, Firmenname, sowie dann die Gestaltung der Landschaft um die Gebäude herum, bevor die feinsten Details ergänzt werden.
Mit diversen Produkten von Woodland Scenics, Martin Welberg Scenic Studios und AK Interactive wird die stark verwilderte Landschaft im nächsten Schritt begrünt. Das Gleis ist weitgehend zugewachsen, auch die Straße hat bereits bessere Zeiten gesehen. In den nächsten Schritten folgen noch kleinere Bäume, sowie allerhand Kleinzeugs wie alten Paletten, Fässer und Kisten, das ein oder andere Fahrzeug und auch ein paar Figuren, die unterwegs sind. Vielleicht streunt auch das ein oder andere Tier durch die Landschaft ... oder ein verlassenes Auto steht vor dem Gebäude? Auch Firmennamen und Plakate folgen noch vereinzelt ....
Verschiedenste Kleinteile hauchen dem Diorama nun Schritte für Schritt Leben ein: Holzkisten, Paletten, Säcke, Fässer und Metallboxen sind entlang der Gebäude und am Bahngleis entlang verteilt. Feinste Holzsteile, zerrieben und zerkleinert finden in den Grünflächen Platz und lockern auch diese weiter aus. Fixiert wird alles mit Holzleim, der mit Wasser verdünnt und mit Spühlmittel vermischt wurde, um besser unter und um alle Teile herum zu fließen. Ein erstes Fahrzeug unter der Gebäudeverbindung ist bereits platziert, weitere Figuren und Details folgen noch.
Das Wasser an der Vorderseite wird mit Acrylgel gestaltet, das dann Schicht für Schicht eingefärbt wird - hier sieht man die noch nicht getrocknete, weiße Farbe der untersten Schicht ... noch ohne Farbe. Ein Abflussrohr mit fließende, Wasser wird noch an der Mauer ergänzt.
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